Mehrtageswanderung 2021
Drei unvergessliche Tage in den Allgäuer Alpen im September
Eine mehrtägige Hüttenwanderung schafft völlig neue Perspektiven in den Alpen. Das übernachten hoch oben auf dem Berg, das nächtliche Sterne betrachten und das frühe Aufstehen während der Himmel glüht- das alles ist einmalig. Filterkaffee, Bettenlager und fehlende Duschen werden durch all die Eindrücke locker wett gemacht.
Für mich war die Hüttenwanderung Mitte September eine Premiere, etwas das ich schon lange machen wollte. Der erste Tag startete neblig im Tal, doch schon gegen Mittag ries der Himmel stellenweise auf. Durch jeden überwundenen Höhenmeter erweitertet sich das Sichtfeld. Auch wenn ich mich auf schönes Wetter und Sonne freute – Nebel und Tau sorgten ebenfalls für eine beeindruckende Stimmung.
Oben auf 2070m ü. NN an der Fiderepasshütte angekommen gab es Kaffee mit Topfen- und Apfelstrudel und jeder Menge Vanillesoße. Bereits seit 1938 gibt es an dieser Stelle eine Hütte, die mittlerweile mehrfach erweitert und modernisiert wurde. Die Fiderepasshütte gehört zu den „luxuriöseren“ Hütte mit einer großen Speisekarte, modernen Bädern und genügend Strom. Interessant ist, dass hier die Grenze zwischen Österreich und Deutschland verläuft.
Nach dem Wechseln in wärmere Klamotten (ohne Bewegung war es auch in der Sonne kalt), genossen wir erst einmal die Aussicht an einem Tisch am äußeren Eck der Terrasse. Auch in den folgenden Tagen konnten wir beobachten, dass dieser Tisch oft leer blieb - weshalb können wir uns nicht erklären. Einen Teil unseres Gepäcks konnten wir bereits in den Schlafsaal legen, sodass wir bei unserer Mittagswanderung weniger zu tragen hatten.
Für den Mittag nahmen wir uns die Fiderescharte als Ziel vor, da wir hofften weiter oben einen besseren Blick und mehr Sonne zu erwischen. Der Plan ging auf: immer wieder wurden wir mit spektakulären Blicken belohnt.
Die erste Nacht
Nach einem leckeren Abendessen (es gab sogar eine vegetarische Auswahl) beschlossen wir bei heißem Glühwein den Sonnenuntergang auf der Terrasse zu betrachten. Durch den tiefhängenden Nebel im Tal war das Bild besonderes schön. Sogar ein Steinbock (der Erste, den ich je gesehen habe) gesellte sich zu uns.
Um sich wieder aufzuwärmen, ging es zurück in die Hütte, wo bei Bier, Würfeln und Jenga der Abend verbracht wurde. Zum Abschluss des Abends ging‘s nochmal auf die Terrasse: Selten habe ich so viele Sterne gesehen!
Um 22 Uhr ist Hüttenruhe – schließlich geht’s Morgen wieder früh raus. Der nächste Morgen ging genauso wunderschön weiter - die Farben leuchteten und der Steinbock vom Vorabend graste vor atemberaubender Bergkulisse. Als die Sonne schon aufgegangen war, hieß es erst einmal: heißer Kaffee und Frühstück. Die Ersten machten sich schon auf den Weg.
Tag 2
Nach dem Frühstück fragten wir beim Hüttenwirt an, ob wir eine weitere Nacht bleiben können. Alle anderen Hütten auf dem Weg waren auf Grund von Corona und der eingeschränkten Anzahl von Betten leider bereits ausgebucht. Nach der Zusage konnten wir einen Teil des Gepäcks über den Mittag in der Hütte deponieren und los ging’s!
Draußen war bereits schönstes Bergwetter - blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Über die Fiderescharte ging es Richtung Mindelheimer Hütte über den Krumbacher Höhenweg. Diese Route ist wirklich wunderschön. Man läuft entlang eines Grats der links hunderte Meter tief ins Tal reicht bevor die gegenüberliegende Bergkette sich auftürmt. Nach ca. 3 - 4 h erreicht man die Mindelheimer Hütte - dort kehrten wir bei herrlichem Sonnenschein auf der Terrasse ein (wieder am freien Eck der Terrasse). Nach der Stärkung wanderten wir zurück zum Startpunkt, wobei es fast durchgängig bergauf ging und eine ziemliche Steigung zurückgelegt werden musste. Da kam die Stärkung zuvor gerade passend.
Beim Abendessen wird man in der Hütte einem Tisch zugeteilt. So kommt man automatisch und einfach mit den anderen Hüttengästen ins Gespräch. Wir mochten diese Tatsache sehr. Nach dem Essen würfelten wir gemeinsam und tauschten uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus und holten uns Tipps für die nächste Tour ab. An diesem Abend zog dichter Nebel auf, sodass man draußen nichts erkennen konnte.
Tag 3 - Abstieg ins Tal
Am nächsten Morgen wurde uns jedoch erneut ein Spektakel am Himmel geboten. Wir wanderten einen gegenüberliegenden Berg für die beste Sicht hinauf. Nach Kaffe und Frühstück ging’s für uns runter ins Tal. Das Wetter war anfangs wieder wunderschön, sodass wir uns gar nicht vorstellen konnten, dass es gegen Mittag schlechter werden sollte. Aber so sind die Berge: unberechenbar.
Als wir bei der Mittelstation ankamen herrschte bereits dichter, kalter Nebel. Wir kehrten erst einmal ein, um uns aufzuwärmen, bevor es weiter bis ins Tal ging. An der Mittelstation umrundeten wir noch den Schlappolt See und liefen zur Alpe Schlappold. Die Alpe war aber nur ein kurzer Abstecher, da man nicht reinsitzen konnte und es draußen durch den Nebel eiskalt war.
Hinab ins Tal ging es durch tolle alte Laub- und Nadelwälder, die mit Felsformationen bespickt waren. Die Vegetation wurde immer dichter und der Wald zeigte sich in den schönsten Herbstfarben.